Die Feier der Karwoche

 

Am kommenden Sonntag beginnt für uns Christen die Karwoche. An verschiedenen Tagen werden wir an das Leiden, den Tod und die Auferstehung unseres Herrn, Jesus Christus erinnert.

 

 

 

Die Feier der Karwoche

 

Mit dem Palmsonntag sind wir eingetreten in die Karwoche, die auch in vielen Ländern „Heilige Woche“ genannt wird. Mit den Hosianna-Rufen haben wir Jesus als unseren König angerufen. Sein Einzug in Jerusalem auf einem Esel, dem Arbeitstier der armen Leute macht schon deutlich, dass Jesus der ganz andere König ist. Er verzichtet auf alle weltliche Macht. Er ist nicht gekommen um zu herrschen, sondern um zu dienen. 

 

Am Gründonnerstag denken wir nicht nur an das letzte Abendmahl, zeichenhaft vollziehen wir im Gottesdienst auch die Fußwaschung. Damit hat Jesus noch einmal unsere Machtvorstellungen auf den Kopf gestellt. Jesus zeigt durch sein Beispiel, dass derjenige der Größte ist, der sich am tiefsten erniedrigen kann. Er fordert uns auf, seinem Beispiel zu folgen und einander zu dienen. 

 

Im Abendmahl empfangen wir auf ganz besondere Weise die Gemeinschaft mit Jesus. Jesus schenkt sich uns in den sakramentalen Zeichen von Brot und Wein. Ein Kommunionkind hat das kürzlich so ausgedrückt: „Im verwandelten Brot berührt Jesus unser Herz!“ Im Abendmahl sind wir nicht nur mit Jesus verbunden – Er verbindet auch alle, die am Mahl teilnehmen. Hier werden wir Kirche!

 

Doch auf das Abendmahl folgte die Nacht des Verrats und der Beginn des Leidens Jesu. Deshalb hat der Gründonnerstag in seiner Liturgie auch Zeichen der Trauer. Die Glocken, Zeichen des Jubels und der Freude,  läuten nur bis zum Gloria, danach schweigen sie. Um den Höhepunkt der  Wandlung einzuläuten, werden deshalb Holzklappern verwendet. Nach der Kommunionausteilung folgt nur noch ein Gebet, dann endet der Gottesdienst abrupt. Die Ministranten verlassen ungeordnet den Altarraum, um an die Flucht der Jünger  zu erinnern. Der Altar wird völlig abgeräumt, die Weihwasserkessel werden geleert und das ewige Licht beim Tabernakel wird gelöscht – all das soll uns schmerzhaft bewusst machen, wie “leer“ wir ohne Jesus sind.

 

Im Anschluss an das Abendmahl sind  wir eingeladen zur Betstunde: „Bleibet hier und wachet mit mir“ – mit dieser Bitte hat Jesus damals seine Jünger um Beistand gebeten, doch sie sind eingeschlafen.

 

Am Karfreitag gedenken wir um 15.00 Uhr des Todes Jesu. Die Liturgie ist geprägt von der Leidensgeschichte, die aus dem Johannesevangelium verlesen wird. Danach wird die ganze Gemeinde eingeladen, das Kreuz zu verehren. Wir tun dies in dem Glauben, dass Jesus am Kreuz all unser Leid und unseren Tod auf sich genommen hat. Sein Leid ist unser Leid geworden. Unser Leid ist seines geworden. Jesus ist dem Kreuz nicht ausgewichen, Gott ist auch in der dunkelsten Stunde an unserer Seite. Was wären wir ohne den Opfertod Jesu? Diese Frage wird uns noch einmal mit aller Härte gestellt, wenn wir den Karfreitagsgottesdienst ohne Kommunionfeier beenden. Durch dieses Fehlen sollen wir den Hunger nach Jesus und seiner Gegenwart auf besondere Weise spüren und die Konsequenzen seines Todes  sollen uns schmerzhaft bewusst werden.

 

Gott-sei-Dank folgt auf die Karwoche die Osternacht und die Feier der Auferstehung Jesu.

Wir laden Sie herzlich zu den Gottesdiensten der Karwoche und der Ostertage ein.

 

 

 

Am Palmsonntag wurden wir daran erinnert, wie Jesus auf einem Esel nach Jerusalem einzog. Im Vergleich mit einem Pferd oder einem Kamel erscheint der Esel wenig attraktiv. Ein König kam normalerweise auf prächtigem Pferd geritten, begleitet von einem Heer und den Streitwagen. Ein Esel ist dagegen eher klein und hat ein unscheinbares graues Fell; sie wurden hauptsächlich als Arbeits- und Lasttiere eingesetzt. Weil Esel manchmal aber auch unberechenbar waren, mussten sie schon in der Antike Spott ertragen. So war „Esel“ schon damals ein beliebtes  Schimpfwort.

 

Als die Menschen in Jerusalem sehen, dass Jesus auf einem Esel geritten kommt, werden sie an eine Vorhersage aus dem Buch Sacharja 9.9 erinnert:

 

«Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin.»

 

Das Ausbreiten der Kleider auf dem Boden vor Jesus gleicht dem Auslegen eines roten Teppichs und erinnert an das Verhalten der Anhänger Jehus, als dieser zum König berufen wurde (2. Buch der Könige 9,13).

 

Die Menschen empfangen Jesus als König Israels, winken ihm mit  Palmzweigen zu, die als Siegessymbol zu verstehen sind, und preisen ihn mit Psalm 118,26: „Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn», der König Israels. Die Ergänzung: «Im Himmel Friede und Herrlichkeit auf der Höhe!» erinnert an die Geburt Jesu, in der Engel diesen endzeitlichen Frieden schon verkündet haben.

 

Der Friedenskönig zieht in Jerusalem ein und nur ein paar Tage später wird er als Verbrecher und Gotteslästerer am Kreuz hingerichtet.

 

Mit seinem Einzug auf einem Esel hat Jesus wieder einmal unsere Maßstäbe völlig auf den Kopf gestellt. Er ist der ganz andere König. Er verzichtet auf alle weltliche Macht, er ist nicht gekommen um zu herrschen, sondern um zu dienen. 

 

Am Palmsonntag beginnen wir unseren Gottesdienst im Freien im Hof des Kindergartens hinter der Kirche. Auch wir jubeln unserem  König und Herrn zu mit Palmbuschen, die bei uns aus grünen Buchszweigen und Weidenkätzchen gebunden werden; verziert mit bunten Bändern und Ostereiern erinnern sie an Frühling und auch schon ein bisschen an Ostern. Mit Hosanna-Rufen ziehen auch wir dann hinter einem geschmückten Kreuz – dem Zeichen für Jesus -  in die Kirche ein.

 

Wie schnell die Stimmung damals in Jerusalem umgeschlagen ist, erfahren auch wir, wenn wir nach dem jubelnden Einzug die Leidensgeschichte Jesu zu hören bekommen. Damit tauchen wir ein in die heilige Woche, in der wir an Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag daran erinnert werden, wie tief Jesus sich mit uns verbündet hat. Seine Liebe hat auch dann nicht Halt gemacht, als es unerträglich und schmerzhaft wurde. Er ist auch dann noch unser König, als er eine Dornenkrone auf dem Kopf trägt. Sogar im tiefsten Dunkel trägt er mit uns das Kreuz, selbst im Tod ist er an unserer Seite.

 

Wir laden alle Christen herzlich ein, die Gottesdienste der Kar- und Ostertage mit uns zu feiern. Unsere Kinder und Grundschüler laden  wir besonders zur „Karwoche für Kinder“ ein. In Kind-gerechten Gottesdiensten und Feiern wollen wir sie so in das Geheimnis unseres Glaubens einführen.

(Pfarramt Schwaikheim)