Heute (16.8.2015) vor zehn Jahren ist Frère Roger, der Prior der Gemeinschaft von Taizé durch die Hand einer geistesgestörten Frau umgebracht worden. Taizé und die Weise, wie die Brüder dort offen einladen, vor allem junge Menschen, wie sie beten, wie sie die Heilige Schrift in den Mittelpunkt stellen, zeigt eine Richtung. Hier können wir lernen, wie das möglich ist, Räume geistlicher Erfahrung und zugleich geistiger Auseinandersetzung mit dem Glauben entstehen zu lassen. Räume intensiver Begegnung mit Gott und den Menschen. Aber vermutlich sind es Menschen wie Frère Roger, erfüllt von Christus, die durch ihre schlichte Anwesenheit solche Räume geistlicher Erfahrung eröffnen. In Taizé jedenfalls konnte ich als Jugendlicher lernen, dass ‚Beten‘ mehr ist als auswendig gelernte Sätze sagen, in denen Gott vorkommt. Es war ein Schlüsselerlebnis, in der Kirche der Versöhnung zu sitzen, sich auf die ruhigen, sich wiederholenden Gesänge einzulassen- und auf einmal festzustellen: „Es betet in mir“. Und Frère Roger, der viel Geliebte, erschien mir immer wie ein Erneuerer der Kirche, voller innigem Vertrauen an Gott und die Menschen, mit dem weiten Herz eines Kindes. Wie dankbar bin ich um diesen Mann und diesen wunderbaren Ort im Herzen Burgunds. Taizé. - Bischof Oster.