Nur für heute 
 werde ich mich bemühen, 
 den Tag zu erleben, 
 ohne das Problem 
 meines Lebens 
 auf einmal lösen 
 zu wollen. 
 
 Nur für heute 
 werde ich mich 
 den Gegebenheiten anpassen, 
 ohne zu verlangen, 
 dass sich die Gegebenheiten 
 an meine Wünsche anpassen. 
 
 Nur für heute 
 werde ich etwas tun, 
 wozu ich eigentlich 
 keine Lust habe.
 
 Nur für heute 
 werde ich 
 nicht danach streben, 
 die anderen zu kritisieren 
 oder zu verbessern – 
 nur mich selbst. 
 
 Nur für heute 
 werde ich in der Gewissheit 
 glücklich sein, 
 dass ich für das Glück 
 geschaffen bin. 
 
 Nur für heute 
 werde ich 
 eine gute Tat vollbringen. 
 
 Nur für heute 
 werde ich zehn Minuten 
 meiner Zeit 
 einem guten Buch widmen. 
 
 Nur für heute 
 werde ich 
 keine Angst haben. 
 
 Nur für heute 
 werde ich ein genaues 
 Programm aufstellen. 
 Vielleicht halte ich mich 
 nicht genau daran, 
 aber ich werde es aufsetzen. 
 Und ich werde mich 
 vor zwei Übeln hüten: 
 vor der Hetze und 
 der Unentschlossenheit. 
 
 Nur für heute 
 werde ich glauben – 
 selbst wenn die Umstände 
 das Gegenteil zeigen sollten –, 
 dass Gott für mich da ist, 
 als gäbe es sonst 
 niemanden in der Welt. 
 
 Ich will mich nicht entmutigen 
 lassen durch den Gedanken, 
 ich müsste dies alles 
 mein ganzes Leben lang 
 durchhalten. 
 Heute ist es mir gegeben, 
 das Gute während 
 zwölf Stunden zu wirken. 
 
 Johannes XXIII. (1881 - 1963)